Stell dir vor, du stehst an Deck eines Segelbootes mitten auf dem Atlantik. Der Horizont zieht sich endlos in alle Richtungen, und dein Handy zeigt nur eines an: Kein Netz. Oder du befindest dich auf einem verschneiten Grat im Himalaya, der Wind peitscht dir ins Gesicht, und dein Smartphone ist nutzlos. In solchen Momenten kann ein Satellitentelefon die einzige Verbindung zur Außenwelt sein.
Diese Geräte sind nicht nur Spielzeuge für Abenteurer oder militärische Profis. Oft sind sie der Grund, warum ein Hilferuf überhaupt abgesetzt werden kann. Sie werden genutzt, um Rettungsaktionen nach Erdbeben zu koordinieren, vor herannahenden Stürmen auf See zu warnen oder um Familien mitzuteilen, dass es einem Angehörigen gut geht – auch am anderen Ende der Welt. Um ihren Wert wirklich zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Technik dahinter.
Die Grundlagen der Satellitenkommunikation
Ein herkömmliches Mobiltelefon verbindet sich mit nahegelegenen Funkmasten. Ein Satellitentelefon dagegen sendet das Signal direkt ins All, zu einem geostationären (GEO) oder einem erdnahen (LEO) Satelliten. Von dort wird es zu einer Bodenstation weitergeleitet und ins Festnetz oder Internet eingespeist. Umgekehrt läuft es beim Empfang eines Anrufs.
Der Unterschied zwischen GEO- und LEO-Systemen macht sich in der Gesprächsqualität bemerkbar. GEO-Satelliten befinden sich 35.786 km über der Erde und „stehen“ immer über demselben Punkt. Das sorgt für stabile Abdeckung, bringt aber eine kleine Sprechverzögerung von etwa einer halben Sekunde mit sich. LEO-Satelliten kreisen deutlich näher, in 500–2.000 km Höhe, wodurch die Verzögerung kaum spürbar ist. Dafür bewegen sie sich schnell am Himmel, und es braucht Dutzende, um lückenlose Abdeckung zu gewährleisten.
Ein kurzer Blick in die Geschichte
Die Idee der Satellitenkommunikation geht auf den britischen Ingenieur Arthur C. Clarke in den 1940er-Jahren zurück. 1965 wurde mit Intelsat I („Early Bird“) der erste kommerzielle GEO-Satellit gestartet.
In den 1980er-Jahren begann Inmarsat, Schiffe auf See zu vernetzen. 1998 nahm Iridium sein ehrgeiziges Netz aus 66 LEO-Satelliten in Betrieb – mit globaler Abdeckung, sogar an den Polen. In den 2000er-Jahren folgten Thuraya und Globalstar mit regionaler oder teilweiser globaler Abdeckung. Heute, in den 2020ern, bringen neue Anbieter wie Starlink oder OneWeb Breitband-Internet in die entlegensten Winkel der Welt.
Die wichtigsten Anbieter
Iridium betreibt ein LEO-Netz mit 66 Satelliten und bietet echte globale Abdeckung, einschließlich der Polarregionen. Es ist die erste Wahl für Polarexpeditionen, militärische Einsätze und alle, die sich keine Kommunikationslücken leisten können – allerdings zu hohen Geräte- und Gesprächspreisen.
Inmarsat nutzt GEO-Satelliten und bietet stabile Sprachqualität sowie solide Datenraten. Beliebt im See- und Luftverkehr. Einziger Nachteil: keine Abdeckung oberhalb der Polargrenzen.
Thuraya arbeitet ebenfalls mit GEO-Satelliten, konzentriert sich aber auf Europa, Afrika, den Nahen Osten, Asien und Australien. Die kompakten Geräte erinnern an Smartphones. Nord- und Südamerika werden nicht abgedeckt.
Globalstar setzt auf LEO-Satelliten, überzeugt mit guter Sprachqualität und niedriger Latenz. Abdeckung nur teilweise, dafür stark in Nordamerika, weiten Teilen Europas und Australien.
Preise 2025 im Überblick
Anbieter | System | Abdeckung | Gerätepreis (€) | Gerätepreis ($) | Monatsgebühr (€) | Monatsgebühr ($) | Preis/Min. (€) | Preis/Min. ($) | Daten (€ / MB) | Daten ($ / MB) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Iridium | LEO | Global | 1.200–1.400 | 1.300–1.500 | 45–60 | 50–65 | 1,30–1,60 | 1,40–1,75 | 5,0–6,0 | 5,5–6,5 |
Inmarsat | GEO | Global* | 950–1.200 | 1.050–1.350 | 35–50 | 38–55 | 1,00–1,40 | 1,10–1,50 | 4,0–5,0 | 4,5–5,5 |
Thuraya | GEO | Regional | 650–850 | 700–920 | 25–40 | 28–44 | 0,85–1,20 | 0,90–1,30 | 3,5–4,5 | 3,8–4,8 |
Globalstar | LEO | Teilweise | 500–750 | 550–820 | 20–35 | 22–38 | 0,70–1,00 | 0,75–1,10 | 3,0–4,0 | 3,2–4,3 |
*Inmarsat deckt die Polarregionen nicht ab.
So werden sie in der Praxis genutzt
Auf einer Weltumsegelung führte eine Familie ein Iridium 9555 in wasserdichter Box mit. Einmal pro Woche nutzten sie es für Videoanrufe mit Verwandten und um Sturmwarnungen herunterzuladen.
Im Himalaya checkte ein Kletterteam mit einem Thuraya XT-Lite zweimal täglich beim Basislager ein. Als ein Teammitglied Erfrierungen erlitt, wurde über dasselbe Telefon die Hubschrauberrettung organisiert.
In der australischen Wüste setzten Geologen ein Inmarsat IsatPhone 2 ein, um täglich Positionsberichte zu senden und Messdaten hochzuladen.
Stärken und Schwächen
Satellitentelefone punkten mit Netzabdeckung dort, wo kein Mobilfunknetz existiert. Sie sind unabhängig von lokaler Infrastruktur und damit auch nach Naturkatastrophen einsatzbereit.
Die Nachteile: hohe Gerätepreise, hohe Gesprächskosten, freie Sicht zum Himmel erforderlich. Datenübertragung ist im Vergleich zu 4G/5G deutlich langsamer.
Tipps für die Nutzung
Halte den Akku in kalten Klimazonen warm, um die Laufzeit zu verlängern. Nutze im Fahrzeug oder Boot eine Außenantenne für besseren Empfang. Habe immer eine Ersatzstromquelle dabei – Ersatzakku oder Solarladegerät. Lerne den Notrufablauf deines Anbieters kennen, bevor du ihn brauchst.
Die Zukunft der Satellitenkommunikation
Wir stehen kurz davor, dass Satellitenkommunikation in alltägliche Smartphones integriert wird. Apple hat bereits einen Notfall-Satelliten-SMS-Dienst eingeführt, weitere Hersteller ziehen nach. Mehr LEO-Satellitenkonstellationen werden die Preise senken. Breitbandfähige Systeme könnten bald Videoanrufe mitten auf dem Ozean so einfach machen wie aus dem Wohnzimmer.
Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder stammen entweder aus KI-generierter Quelle oder von lizenzfreien Plattformen wie Pixabay oder Pexels.
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