CB-Funk und DX-Verbindungen: Mythos oder Wirklichkeit?

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Für viele Menschen ist der CB-Funk (Citizens Band) ein Mittel zur lokalen und kurzfristigen Kommunikation, besonders beliebt bei LKW-Fahrern, Offroad-Fans und Funkamateuren. Doch immer wieder stellt sich die Frage: Ist es wirklich möglich, mit einem CB-Funkgerät echte Langstreckenverbindungen – sogenannte DX-Kontakte – aufzubauen? Kann man im 27-MHz-Band wirklich interkontinentale Kommunikation betreiben oder handelt es sich um eine romantische Illusion? In diesem ausführlichen Artikel untersuchen wir das DX-Potenzial von CB-Funkgeräten anhand technischer Hintergründe, atmosphärischer Bedingungen, Praxisbeispielen und konkreten Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Technische Grundlagen des CB-Funks

CB-Funkgeräte arbeiten im Frequenzbereich von 27 MHz mit in der Regel 40 Kanälen und nutzen AM- oder FM-Modulation. In vielen Ländern Europas liegt die zulässige Sendeleistung bei 4 Watt (AM/FM), während unter bestimmten Bedingungen auch 12 Watt im SSB-Modus (Single Side Band) erlaubt sind. Angesichts dieser relativ geringen Leistung und einfacher Antennensysteme scheint der CB-Funk auf den ersten Blick kaum für Langstreckenverbindungen geeignet zu sein.

Was ist DX-Kommunikation?

DX steht für „Distanz X“ – also das Herstellen von Verbindungen über große Entfernungen hinweg, meist durch natürliche Ausbreitungsphänomene wie die Reflexion an der Ionosphäre. Das 27-MHz-Band gehört zum unteren Bereich des Kurzwellenbereichs (HF – High Frequency), insbesondere das 10- und 11-Meter-Band zeigen während bestimmter Phasen des Sonnenzyklus hervorragende Ausbreitungseigenschaften.

Sonnenzyklen und die Rolle der Ionosphäre

Der Zustand der Ionosphäre ist entscheidend für den DX-Erfolg. In Zeiten hoher Sonnenaktivität, insbesondere während des 11-jährigen Sonnenmaximums, entstehen stark ionisierte Schichten (D-, E- und F-Schicht), die Kurzwellen-Funksignale reflektieren können. Das CB-Band (26,965 – 27,405 MHz) liegt direkt unterhalb des 10-Meter-Amateurfunkbands und weist daher ähnliche Ausbreitungseigenschaften auf – besonders bei F2-Schicht-Reflexionen.

Wann ist CB-DX möglich?

Die besten Chancen für DX-Verbindungen mit CB-Funk ergeben sich während der Sonnenmaxima, die etwa alle 11 Jahre auftreten. In diesen Jahren sind selbst interkontinentale Verbindungen mit CB-Funk möglich – insbesondere im SSB-Modus, der eine effizientere Modulation und bessere Signalübertragung erlaubt.

Während der letzten Sonnenaktivitäts-Höchstphasen – etwa zwischen 2011 und 2014 – gelang es vielen europäischen Stationen, regelmäßig Verbindungen nach Südamerika, Nordamerika und sogar nach Australien herzustellen. Auch der aktuelle Zyklus (2024–2025) verspricht spannende Möglichkeiten für DX-Fans.

SSB-Betrieb: Schlüssel zum DX-Erfolg

Single Side Band (insbesondere USB – Upper Side Band) ist der bevorzugte Modus für DX-Verbindungen. Im Vergleich zu AM/FM, bei denen die Sendeleistung auf Träger und Seitenbänder verteilt ist, bündelt SSB die gesamte Leistung in einem Kanal – was die Reichweite und Verständlichkeit erheblich verbessert. Viele ambitionierte DX-Stationen setzen deshalb auf SSB-fähige CB-Geräte mit semi-professionellen Eigenschaften.

Zwar unterscheiden sich die gesetzlichen Regelungen je nach Land, doch in der Praxis nutzen viele Funker weltweit SSB-fähige CB-Geräte verantwortungsvoll – vor allem während starker Ausbreitungsbedingungen.

Antennenwahl und Aufstellung für maximale Reichweite

Für erfolgreichen DX-Betrieb sind nicht nur Funkgerät und Ausbreitungsbedingungen entscheidend, sondern vor allem die Antenne. Antennentyp, Höhe, Standort und Abgleich spielen eine zentrale Rolle. Zu den beliebtesten Antennentypen im CB-DX gehören:

  • 1/2-Wellen-Vertikalantennen (z. B. Solarcon A99)
  • Ground-Plane-Antennen
  • Richtantennen (Yagi)
  • Selbstgebaute Dipolantennen

Eine gut abgeglichene Antenne in ausreichender Höhe wirkt oft stärker als eine Verdopplung der Sendeleistung. Eine gute Erdung, verlustarme Koaxialkabel und eine möglichst störungsfreie Umgebung verbessern zusätzlich die Effizienz.

Fortgeschrittene Antennentechnik für ambitionierte DXer

Erfahrene DX-Funker bauen oft eigene Richtantennen, wie 3-Element-Yagis oder Quad-Antennen, die in der gewünschten Richtung einen Gewinn von 7–9 dBi bieten. In Verbindung mit Rotoren lassen sich diese Antennen flexibel ausrichten und optimal auf die Ausbreitungsbedingungen anpassen.

Auch Langdraht-Dipole mit 10–12 Metern Montagehöhe und geeigneten Baluns können unter günstigen Bedingungen sehr gute DX-Ergebnisse liefern.

Alternativen für begrenzte Platzverhältnisse

In städtischer Umgebung oder auf kleinen Grundstücken kommen auch kompakte Lösungen in Frage: Endgespeiste Langdrahtantennen, mobile Vertikalantennen oder magnetische Loop-Antennen können – bei guter Erdung und sorgfältigem Abgleich – beachtliche Leistungen zeigen. Auch wenn sie nicht mit großen Yagis konkurrieren können, sind sie oft die einzige Option im urbanen Umfeld.

Reale DX-Beispiele mit CB-Funk

In Online-Logbüchern und Foren sind tausende bestätigte CB-DX-Verbindungen dokumentiert:

  • Europa – USA (SSB, ca. 6.500 km)
  • Europa – Brasilien (AM & SSB, ca. 9.000 km)
  • Spanien – Australien (SSB, ca. 17.000 km)
  • Polen – Japan (SSB, ca. 9.500 km)
  • Italien – Südafrika (SSB, ca. 8.500 km)
  • Frankreich – Neuseeland (SSB, ca. 19.000 km)

Diese Verbindungen wurden meist während Sonnenmaxima mit leistungsfähigen Antennen und SSB-Geräten hergestellt.

Betriebsetikette und QSL-Karten

CB-DX-Betrieb folgt bestimmten Konventionen. Funker nutzen meist inoffizielle Rufzeichen (z. B. „13AT123“), verwenden standardisierte Rufformate und führen sorgfältige Logbücher. QSL-Karten – ob gedruckt oder elektronisch – sind nach wie vor beliebt zur Bestätigung von Verbindungen.

Besonders bei „Pile-Ups“ (mehrere Stationen rufen eine seltene DX-Station) ist Geduld und Disziplin gefragt: Klar verständlich sprechen, korrekt identifizieren und höflich abwarten gehören zur DX-Etikette.

Tipps für DX-Einsteiger im CB-Funk

  • Beobachte Ausbreitungsvorhersagen (z. B. SFI, K-Index, MUF)
  • Nutze ein SSB-fähiges CB-Gerät, wenn möglich
  • Investiere in eine gute Antenne – oft effektiver als mehr Sendeleistung
  • Höre regelmäßig und sei geduldig – DX ist kein Soforterfolg
  • Führe ein Logbuch für deine Kontakte und Fortschritte
  • Experimentiere mit Antennen und Standorten
  • Minimiere lokale Störungen und elektrische Geräuschquellen
  • Tausche dich mit DX-Clubs und Funkgemeinschaften aus

Digitaltechnik und die Zukunft von CB-DX

Obwohl der CB-Funk traditionell analog ist, gibt es inzwischen auch Experimente mit digitalen Betriebsarten wie PSK oder ROS. Diese ermöglichen auch bei sehr schwachen Signalen effektive Verbindungen – ideal für DX-Einsätze.

Auch SDR-Technik (Software Defined Radio) findet zunehmend Einzug in die CB-Funk-Welt. Funktionen wie Echtzeit-Spektrumüberwachung, digitale Rauschfilterung und automatisiertes Loggen machen den Betrieb komfortabler und zukunftsfähiger.

Ist CB-DX also Realität? Ganz klar: ja. Mit der richtigen Technik, etwas Geduld und einem Gespür für Ausbreitung ist der Aufbau weltweiter Verbindungen auch im CB-Band möglich – und für viele eine der spannendsten Herausforderungen im Funkbetrieb, ganz ohne Lizenz.



Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder stammen entweder aus KI-generierter Quelle oder von lizenzfreien Plattformen wie Pixabay oder Pexels.

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