Innenraumortung von Handfunkgeräten in Industrieumgebungen: Technologien, Praxisbeispiele und Erfolgsfaktoren

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In großen Industrieanlagen wie Fabriken, Minen oder Raffinerien ist es entscheidend zu wissen, wo sich Mitarbeitende gerade aufhalten – nicht nur aus Effizienzgründen, sondern vor allem zur Sicherheit. Handfunkgeräte sind seit Jahrzehnten bewährte Kommunikationsmittel in diesen Umgebungen. Sie sind robust, einfach zu bedienen und ermöglichen Gruppenkommunikation in Echtzeit. Doch eines konnten sie lange nicht: den genauen Standort der Träger übermitteln.

Das ändert sich zunehmend. Immer mehr Unternehmen integrieren Ortungstechnologien in ihre Funkgeräte, um in Echtzeit zu sehen, wer sich wo aufhält. Ob für schnellere Notfallreaktionen, Zutrittskontrollen zu Gefahrenzonen oder effizientere Arbeitsverteilung – Standortdaten bringen klare Vorteile.In diesem Beitrag zeigen wir, welche Technologien sich zur Indoor-Ortung eignen, was ihre Vor- und Nachteile sind und wie ein Chemieunternehmen erfolgreich BLE und UWB kombiniert hat.Warum Standortdaten bei Funkgeräten sinnvoll sindFunkgeräte ermöglichen Sprachverbindung – aber keine Positionsangabe. Das wird problematisch, wenn:

  • Personen im Notfall schnell gefunden werden müssen,
  • Vorgesetzte Aufgaben effizient verteilen wollen,
  • sensible Zonen überwacht werden sollen.

Da GPS in Hallen oder unter Tage kaum funktioniert, braucht es alternative Ortungstechniken.Welche Technologien zur Indoor-Ortung gibt es?Zur Standortbestimmung in Innenbereichen haben sich verschiedene Technologien etabliert:

  • UWB (Ultra-Wideband): Hohe Präzision (10–30 cm), funktioniert auch bei Hindernissen. Nutzt feste Ankerpunkte und mobile Tags.
    • Pro: Sehr genau, wenig störanfällig
    • Contra: Teuer, benötigt Infrastruktur
  • BLE (Bluetooth Low Energy): Beacons senden Signale, Funkgeräte empfangen und ermitteln Position.
    • Pro: Günstig, stromsparend
    • Contra: Ungenaue Messungen bei Störungen (1–3 m)
  • RFID: Eignet sich für Zutrittskontrolle. Aktive RFID kann Positionen live übermitteln.
    • Pro: Einfach, kosteneffizient
    • Contra: Keine kontinuierliche Verfolgung
  • Wi-Fi-Fingerprinting: Nutzt bestehendes WLAN zur groben Positionsschätzung.
    • Pro: Keine neue Technik nötig
    • Contra: Wartungsintensiv, ungenau
  • IMU (Inertialsensoren): Erkennt Bewegungen, wird meist mit anderen Systemen kombiniert.
    • Pro: Infrastrukturfrei
    • Contra: Ungenau auf Dauer

Technologievergleich im Überblick

Technologie Genauigkeit Kosten Infrastruktur Stromverbrauch Geeignet für
UWB 10–30 cm Hoch Ja Mittel Präzise Gefahrenzonen
BLE 1–3 m Gering Ja Gering Zonen- und Raumverfolgung
RFID Bereich Gering Ja Sehr gering Ein- & Ausgangserkennung
Wi-Fi 5–15 m Gering Nein Mittel Grobe Standortinformationen
IMU Variabel Gering Nein Hoch Kurzzeitige Bewegungserkennung

Wie Funkgeräte ortungsfähig werdenModerne DMR- oder TETRA-Funkgeräte lassen sich mit Ortungstechnologien erweitern – entweder direkt integriert oder per Zubehör. Standortdaten werden über das Funknetz übertragen und in Softwarelösungen dargestellt. Hybridlösungen (BLE + UWB) kombinieren Reichweite mit Präzision.Typische Herausforderungen in der Praxis

  • Störungen durch Metallstrukturen
  • Kürzere Akkulaufzeit
  • Datenschutzbedenken
  • Wartungsaufwand bei Sensoren

Praxisbeispiel: BLE + UWB in einem ChemiebetriebEin europäischer Chemiekonzern rüstete Funkgeräte mit BLE/UWB-Modulen aus. BLE-Beacons wurden im ganzen Werk installiert, UWB-Anker in besonders sensiblen Bereichen. Positionsdaten werden per TETRA-Netz zur Leitstelle übertragen.Resultate:

  • Schnellere Reaktionen im Notfall
  • Weniger Zutrittsverletzungen
  • Effizientere Einsatzplanung
  • Nachvollziehbarkeit bei Vorfällen

Indoor und Outdoor kombinierenIn vielen Industriebetrieben bewegen sich Mitarbeitende zwischen Gebäuden und Außenbereichen. Systeme, die GPS mit Indoor-Ortung kombinieren, sorgen für lückenlose Übersicht. Private LTE, 5G oder LoRa können Funklöcher überbrücken.Recht & Vertrauen: Datenschutz beachtenStandortdaten sind sensibel. Wichtig sind:

  • Klare Kommunikation mit Mitarbeitenden
  • Einschränkung des Zugriffs
  • Begrenzte Speicherdauer
  • Beteiligung von Betriebsräten

Wohin entwickelt sich die Technik?

  • KI-gestützte Ortung (z. B. mit Bewegungserkennung)
  • Automatische Kartierung (SLAM)
  • Noch kleinere Sensoren
  • Cloudbasierte Standortportale
  • Kombination mehrerer Sensorarten (Sensorfusion)

Erfolgsfaktoren für den Start

  • Mit einem Pilotbereich beginnen
  • Nutzer frühzeitig einbinden
  • Akkulast analysieren
  • Technologien kombinieren
  • Regelmäßige Wartung einplanen

Standortfähige Funkgeräte erhöhen Sicherheit, Übersicht und Produktivität in Industrieanlagen. Die Technik ist ausgereift, der Nutzen bewiesen. Wer heute in moderne Funklösungen investiert, sorgt für mehr Kontrolle, Transparenz und Reaktionsfähigkeit.



Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder stammen entweder aus KI-generierter Quelle oder von lizenzfreien Plattformen wie Pixabay oder Pexels.

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